Die 3 Ebenen funktioneller Atmung 

by Pascal Achiti  - Juli 10, 2025

Effizient atmen und leistungsfähiger leben: Atmung ist das Fundament – für körperliche Leistung, mentale Klarheit, emotionale Stabilität. Doch kaum jemand lernt, wie sie tatsächlich funktioniert. Viele glauben, dass tiefes Atmen automatisch besser ist. Doch Tiefe ist nicht gleich Effizienz. Und genau hier beginnt das Missverständnis, das viele Menschen, ob im Sport, im Alltag oder im Beruf, dauerhaft ausbremst. 

Effiziente Atmung besteht aus drei ineinandergreifenden Ebenen: der Biochemie, der Biomechanik und der Frequenz. Wenn diese drei Aspekte zusammenspielen, entfaltet sich das volle Potenzial der Atmung und damit auch von Körper und Geist.


Die Biochemie - Sauerstoff braucht CO2 

Die meisten denken bei „besser atmen“ an mehr Sauerstoff. Doch der Körper leidet in der Regel nicht an Sauerstoffmangel, sondern an einem gestörten Verhältnis zwischen Sauerstoff und Kohlendioxid. Hier kommt der sogenannte Bohr-Effekt ins Spiel:

Damit Sauerstoff aus dem Blut an die Zellen und das Gewebe übergeben werden kann, braucht es eine bestimmte Konzentration von CO2. Wenn zu schnell und zu viel geatmet wird, durch Mundatmung oder auch chronischer Hyperventilation, wie es viele unbewusst tun, sinkt der CO2-Spiegel im Blut.

Die Folge: Sauerstoff bleibt im Hämoglobin gebunden und erreicht nicht die Zellen, das Gewebe, die Organe, wo er eigentlich gebraucht wird. 

Das bedeutet: Je mehr geatmet wird, desto ineffizienter wird der Gasaustausch. Genau hier setzt funktionelles Atemtraining an – mit dem Ziel, die CO2-Toleranz zu erhöhen und dadurch den zellulären Sauerstofftransport zu verbessern. Diese biochemische Balance bildet das Fundament für alles Weitere. Sei es im Sport, im Beruf oder im Alltag für mehr Leistung / Performance, Fokus und Mentale Klarheit oder einer besseren Regeneration.


Die Biomechanik - das Zwerchfell als Schlüssel

Neben der chemischen Komponente ist auch entscheidend, wie die Luft in den Körper gelangt, also wie die Atembewegung mechanisch erfolgt. Hier ist die muskuläre Aktivität von Bedeutung. Viele Menschen atmen flach, schnell und vor allem in die Brust. Diese Art der Atmung aktiviert nicht das Zwerchfell, sondern vor allem die Hilfsmuskulatur im Schulter-Nacken-Bereich. Die Folge: Verspannungen im oberen Rücken und Schultern, Kopfschmerzen durch Muskelverspannung, eingeschränkte Lungenfunktion, weniger Core-Stabilität und Fehlhaltung und ein dauerhaft aktives und gestresstes Nervensystem.

Die natürliche und effizienteste Atemweise nutzt hingegen das Zwerchfell, unsere größte Atemmuskulatur, sowie die Zwischenrippenmuskulatur und auch das Beckenboden, für einen guten intraabdominellen Druck. Wenn das Zwerchfell bei jedem Atemzug bewusst aktiviert wird, entstehen mehrere positive Effekte:

  • Die Lunge kann sich nach unten hin entfalten, was den Gasaustausch verbessert.
  • Die Bauchorgane werden rhythmisch massiert, was das Nervensystem beruhigt.
  • Und die Core-Muskulatur sowie auch die Wirbelsäule erhält eine stabile Basis, was sich nicht nur in sportlicher Leistung, sondern auch in einer aufrechten Körperhaltung und mentaler Zentrierung widerspiegelt. 

Die Frequenz - der Rhythmus bestimmt die Regulation 

Die dritte und oft unterschätzte Ebene ist der Atemrhythmus. Wie oft pro Minute geatmet wird, hat direkte Auswirkungen auf das vegetative Nervensystem. Studien zeigen, dass eine Atemfrequenz von ca. sechs Atemzügen pro Minute die Herzratenvariabilität erhöht, der ein Marker für Nervensystem-Belastung ist und damit für Erholung und innere Balance sorgt. Viele Menschen atmen jedoch viel schneller, zwölf, vierzehn, manchmal sogar zwanzig Mal pro Minute. Diese chronisch erhöhte Atemfrequenz hält das autonome Nervensystem in einem sympathikotonen Zustand, also im Modus von Kampf oder Flucht. Das macht wach, aber auch reizbar, erschöpft, anfällig für Stress und Schlafstörungen. 

Ein bewusst trainierter, langsamer Atemrhythmus beruhigt das System, stärkt die Herzgesundheit, fördert die mentale Leistungsfähigkeit durch effizientere Sauerstoffaufnahme, -verarbeitung, Erhöhung des Atemzugvolumens und verbessert die Fähigkeit zur emotionalen Selbstregulation. Gerade in leistungsintensiven Kontexten wie im Sport oder Business ist dieser Rhythmus ein Gamechanger.


Fazit: Atmung ist Leistung. Aber nur, wenn sie funktioniert. 

Funktionelle Atmung ist lebensverändernd. Sie ist messbar, trainierbar und elementar. Wer versteht, dass der Atem nicht nur ein Überlebensreflex, sondern ein Steuerungsinstrument ist, beginnt ihn als Schlüssel zu nutzen: für mehr Performance und Energie, bessere Regeneration, klarer Geist, fokussiertes Arbeiten, tiefen Schlaf und nachhaltige körperliche Leistung.

Die drei Ebenen von Biochemie, Biomechanik und Frequenz sind kein theoretisches Modell. Sie bilden die Basis eines ganzheitlich funktionierenden Körpers. Wer sie kennt, kann gezielt Einfluss nehmen: auf Stress, Fokus, Ausdauer, Resilienz und Lebensqualität. 


>