Ist Breathwork für jeden geeignet

by pascal-achiti  - Oktober 20, 2024

Du bist neu in der Breathwork Welt oder stellst dir allgemein die Fragen: „Ist Breathwork für mich geeignet?“
Vielleicht hast du schon die unglaublich positiven Geschichten von Menschen gehört, die durch Breathwork emotionale Blockaden gelöst, ihr Stresslevel gesenkt oder sogar ihre sportliche Leistung verbessert haben.

Die Antwort auf die Frage „Ist Breathwork für jeden geeignet?“ lautet: Jein, es kommt darauf an.

Atemarbeit ist für nahezu jeden zugänglich – schließlich atmen wir alle - und auch förderlich! Doch in der Praxis kommt es stark darauf an, welche Form von Breathwork du wählst, welche persönlichen Voraussetzungen du mitbringst und was du erreichen möchtest. Es gibt Menschen, für die bestimmte Techniken weniger geeignet sind oder nur unter professioneller Anleitung praktiziert werden sollten. Schauen wir uns es einmal genauer an.


Für wen ist Atemarbeit weniger geeignet – oder sollte Breathwork unter Aufsicht praktizieren?

Atemarbeit kann für viele Menschen sehr hilfreich sein, insbesondere wenn Atemtechniken praktiziert werden, die gesundheitsfördernd sind. Egal ob es darum geht, wieder ein richtiges Atemmuster zu erlernen, das dysfunktionale und funktionale Atmen zu trainieren, das Wohlbefinden und Nervensystem zu regulieren oder wenn es darum geht, emotionale Blockaden zu lösen und zu verarbeiten ist es für gewisse Personengruppen ratsam, sich ein ärztliches OK einzuholen und abgewandelte bzw. abgeschwächte Varianten durchzuführen und diese in Begleitung erfahrener Trainer zu praktizieren.

1. Menschen mit Herz-Kreislauf-Erkrankungen

Bei intensiven Atemtechniken können Herzfrequenz und Blutdruck stark ansteigen, was für Menschen mit bestehenden Herzproblemen gefährlich sein kann. Wenn du an Bluthochdruck oder Herz-Kreislauf-Erkrankungen leidest, solltest du auf Techniken verzichten, die deinen Kreislauf übermäßig belasten. Funktionale Atemarbeit, die auf langsames und kontrolliertes Atmen abzielt, wäre hier eine sichere und schonende Alternative.

2. Schwangere Frauen

Während der Schwangerschaft sollte man generell vorsichtig mit intensiven Atemübungen sein, da es keine richtige Studienbelegung gibt, welche Auswirkung bspw. das Luftanhalten oder auch übermäßiges Atmen (Hyperkapnie und Hypoxie) auf das ungeborene Baby haben. Hier ist es ratsam, ausgewählte und sanfte Atemtechniken wie sanfte Pranayama Techniken oder geführte Meditationen zu wählen, die darauf abzielen, den Körper zu entspannen und die Verbindung zum Baby zu stärken.

3. Menschen mit schweren psychischen oder auch neuronalen Erkrankungen

Personen mit psychischen Erkrankungen wie Schizophrenie, schweren Depressionen oder posttraumatischen Belastungsstörungen aber auch Personen mit neuronalen Erkrankungen wie bspw. Epilepsie sollten besonders vorsichtig sein, wenn es um intensives transformatives Atmen (holotropes ode rebirithing Atmen) oder um jene Atempraktiken geht, in denen auch ein Atemdefizit (Hyperkapnie – CO2 Überreiz) geht. Diese Techniken können starke emotionale und neuronale Reaktionen hervorrufen und alte Traumata sowie auch körperlich gesundheitliche Veränderungen herbeiführen. Allgemein gilt hier: langsame und geführte Atempraktiken sind förderlich, die Gesundheit zu unterstützen.

4. Menschen, die Medikamente nehmen

Bestimmte Medikamente, insbesondere solche, die das Nervensystem beeinflussen (z.B. Antidepressiva oder Beruhigungsmittel), können die Wirkung von Breathwork verändern. Intensives Atmen kann die Wirkung von Medikamenten verstärken oder abmildern. In diesem Fall sollte vorab ein Arzt aufgesucht werden.

5. Ältere Menschen oder Menschen mit eingeschränkter körperlicher Fitness

Auch hier gilt: Atemarbeit ist grundsätzlich für alle geeignet, aber nicht jede Technik passt zu jedem. Intensives transformatives Atmen kann für ältere Menschen oder Personen mit körperlichen Einschränkungen zu viel sein. Für diese Zielgruppen eignet sich die Buteyko Atemtechnik, welche ich übrigens lehre und praktiziere. In erster Linie ist diese Atemtechnik dafür da, die Gesundheit mit der Atmung zu stärken und zu verbessern, indem die funktionale und dysfunktionale Atmung trainiert wird. Denn beide Personengruppen haben oft einen sehr geringen Gasaustausch und können die Atemmuskulatur nicht richtig ansteuern.


Wer von Atemarbeit profitiert

Breathwork ist unglaublich vielseitig und hilft dabei, in verschiedenen Lebensbereichen positive Veränderungen zu bewirken. Ob du deinen Körper und Geist stärken, deinen Stresspegel senken oder deine Gesundheit oder auch sportliche Leistung verbessern möchtest – Atemarbeit bietet dir viele Wege, dies zu erreichen. Hier einige Personengruppen, für die Breathwork besonders wertvoll sein kann:

 1. Menschen mit Stress und Angstzuständen

In der heutigen hektischen Welt sind Stress und Angstzustände für viele ein täglicher Begleiter. Atemtechniken, die auf langsame, tiefe und bewusste Atmung abzielen, können das Nervensystem beruhigen, die Produktion von Stresshormonen senken und sofort für Entspannung sorgen. Atemarbeit bietet eine kraftvolle Möglichkeit, aus der Stressspirale auszubrechen und mehr Gelassenheit in den Alltag zu integrieren.

2. Menschen mit Schlafproblemen

Atemübungen vor dem Schlafengehen können helfen, das Nervensystem zu beruhigen und die Schlafqualität zu verbessern. Insbesondere Techniken wie langsames Ein- und Ausatmen (beispielsweise die 4-7-8-Methode) können den Körper in den Ruhezustand versetzen und das Einschlafen erleichtern. Wenn du regelmäßig mit Schlafproblemen zu kämpfen hast, könnte Breathwork eine natürliche Lösung sein.

3. Sportler, Athleten und Fitness-Enthusiasten

Für Sportler bietet Atemarbeit viele Vorteile: Sie verbessert die Sauerstoffaufnahme, erhöht die Ausdauer und unterstützt die Regeneration. Es gibt spezielle Atemtechniken, die gezielt die Lungenkapazität trainieren und dabei helfen, sich während intensiver Belastungen besser zu fokussieren. Auch in der Regeneration nach dem Sport spielen Atemübungen eine große Rolle, da sie die Erholung beschleunigen und die Muskulatur besser mit Sauerstoff versorgen.

4. Menschen, die tiefer in ihre Emotionen eintauchen wollen

Für diejenigen, die emotionale Heilung suchen oder sich mit unterdrückten Gefühlen auseinandersetzen möchten, gibt es Atemtechniken wie das transformationale Atmen. Diese Techniken können helfen, tief sitzende Emotionen hervorzurufen und zu verarbeiten, indem sie die Verbindung zwischen Körper und Geist stärken.

5. Menschen, die ihr Atemmuster verbessern möchten

Viele von uns haben unbewusst schlechte Atemgewohnheiten entwickelt – wir atmen flach und oft nur in den Brustbereich. Funktionale Atemarbeit hilft dabei, diese Muster zu erkennen und zu korrigieren. Eine richtige Atemtechnik hat nicht nur Auswirkungen auf die Sauerstoffversorgung unseres Körpers, sondern auch auf unsere Energielevel, Konzentration und sogar unsere Verdauung.


Die richtige Technik macht den Unterschied

Es gibt nicht „die eine“ Atemtechnik, die für jeden Menschen passt. Vielmehr kommt es darauf an, die passende Methode für die individuellen Bedürfnisse zu finden. Hier ist ein Überblick über die gängigsten Techniken, welche ich selbst praktiziere und als Atemtrainer anleite:

  • Transformatives Atmen: Diese intensiven Atemmethoden (wie holotropes oder rebirthing Breathwork) werden oft eingesetzt, um tiefe emotionale Blockaden zu lösen und das Unterbewusstsein zu aktivieren. Sie sind jedoch nicht für jeden geeignet und sollten nur unter professioneller Anleitung durchgeführt werden.
  • Funktionales Atmen: Hier liegt der Fokus auf der Optimierung der alltäglichen Atemmuster. Diese Technik ist für fast jeden geeignet und fördert die körperliche Gesundheit, indem sie die Sauerstoffaufnahme verbessert, den Blutdruck senkt und den Geist beruhigt.
  • Dysfunktionales Atmen: Viele Menschen atmen flach, unregelmäßig und stressbedingt. Diese unbewussten Atemmuster können zu gesundheitlichen Problemen führen. Atemarbeit hilft, dysfunktionale Muster zu erkennen und sie durch gesunde Atemgewohnheiten zu ersetzen.
Worauf du achten solltest

Egal, welche Form von Breathwork du ausprobierst – achte auf deinen Körper und respektiere deine Grenzen und befrage immer, wenn du unsicher bist oder o.g. Punkte auf dich zutreffen, einen Arzt und Atemtrainer. Hier sind einige wichtige Punkte, die du im Hinterkopf behalten solltest:

  • Starte langsam: Besonders wenn du neu in der Welt der Atemarbeit bist, beginne mit sanften Techniken und steigere dich nach und nach.
  • Hole dir professionelle Anleitung: Vor allem bei intensiven Atemtechniken wie holotropem Atmen ist es ratsam, einen erfahrenen Trainer oder Therapeuten zu Rate zu ziehen.
  • Achte auf deinen Gesundheitszustand: Wenn du an chronischen Erkrankungen leidest, Medikamente einnimmst oder schwanger bist, konsultiere vor Beginn von intensiven Breathwork-Sessions immer einen Arzt.

Fazit: Atemarbeit ist für jeden da – aber nicht jede Technik passt für alle

Breathwork ist ein unglaublich kraftvolles Werkzeug, das i.d.R. jedem Menschen zugänglich ist. Denn jeder von uns atmet. Es kommt beim Praktizieren von Breathwork / Atemtraining, immer auf das gewünschte Ziel, das Alter und auch den gesundheitlichen Zustand an.
Wie bei vielen anderen Dingen auch gibt es keine Einheitslösung. Unterschiedliche Techniken sind für unterschiedliche Menschen und Situationen geeignet. Während für manche intensive Atemsessions zur emotionalen Heilung perfekt sind, profitieren andere mehr von sanften, funktionalen Atemübungen, die den Alltag erleichtern und die Gesundheit fördern.
Vor allem das Trainieren der richtigen Atmung (Kadenz, Biochemie, Biomechanik) darf von jedem trainiert werden, denn jeder Atemzug den du tätigest beeinflusst deine Lebensqualität und dein Leben. Je besser du atmest, je besser Sauerstoff in deine Zellen transportiert wird, desto besser kann das Gewebe arbeiten und das beeinflusst wie es dir geht und wie du dich gesundheitlich fühlen.
Letztendlich geht es darum, die für dich passende Methode zu finden – und dabei deinen Körper und Geist stets im Blick zu behalten. Egal, ob du Einsteiger oder erfahrener Breathworker bist: Achte auf deine individuellen Bedürfnisse und hol dir Unterstützung, wenn du unsicher bist. Der Atem ist ein mächtiges Tool, und richtig eingesetzt, kann er dein Leben auf vielen Ebenen bereichern!

Bitte beachte, dass alles hier Genannte keine ärztlichen oder auch therapeutischen Behandlungen und Empfehlungen ersetzt. Bitte immer im  Detail mit einem Arzt besprechen.
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