Was wäre, wenn dein größter Stressfaktor dein Atem ist – und du es nicht einmal weißt?
Viele Symptome wie Anspannung, Schlafprobleme, Nervosität oder Kurzatmigkeit sind nicht das Problem selbst, sondern das Ergebnis eines unbewusst gestörten Atemmusters.
In meiner Arbeit als Atemtrainer sehe ich es täglich:
Menschen funktionieren – aber ihr Atem tut es nicht.
Sie fühlen sich erschöpft, gereizt, verspannt… obwohl sie „nichts Besonderes“ machen.
Der Grund liegt oft in einer chronisch dysfunktionalen Atmung – also einem Atemmuster, das über Jahre aus dem Gleichgewicht geraten ist.
In diesem Artikel zeige ich dir 6 klare Anzeichen dafür, damit du deinen Atem nicht nur beobachtest, sondern verstehst.
Was bedeutet dysfunktionales Atmen?
Dysfunktional heißt: Dein Atem unterstützt dich nicht mehr optimal – weder in Ruhe noch in Bewegung. Das ist kein medizinischer Notfall, sondern ein physiologischer Dauerzustand, den viele als „normal“ empfinden.
Das Ergebnis:
- Erhöhtes Stresslevel
- Weniger Energie
- Schlechter Schlaf
- Verspannungen
- Geringere CO2-Toleranz
- Dysreguliertes Nervensystem
6 Zeichen, dass dein Atem aus der Balance ist
1. Du atmest durch den Mund – auch ohne Notwendigkeit
Mundatmung ist ein Notfallmechanismus – sinnvoll, wenn du erkältet bist oder sprintest. Dauerhafte Mundatmung aber ist ein Symptom für ein dysreguliertes Atemmuster.
Sie trocknet die Atemwege aus, begünstigt Infekte, verändert die Kopf- und Körperhaltung, behindert den Gasaustausch und hält dein Nervensystem in einem unterschwelligen Stresszustand.
Mehr über die Mundatmung und auch Nasenatmung findest du im Blog-Artikel (Mundatmung vs. Nasenatmung)
2. Du atmest laut, flach oder seufzt oft – unbewusst
Ein zu starker, hörbarer Atem oder häufiges Seufzen sind Hinweise auf eine Überatmung.
Bei einer chronischen Überatmung verändert sich das Atemmuster in eine Hyperventilation - auch Alltagshyperventilation genannt – und führt dazu, dass du zu viel CO2 abatmest und nicht genügend Sauerstoff (O2) aufnimmst. Das Ergebnis: Ohne ausreichen CO2 im Blut wird weniger Sauerstoff an die die Zellen im Körper übergeben, um effizient zu arbeiten. Dadurch verengen u.a. die Arterien - der Blutdruck steigt und die Sauerstoff- und Blutversorgung sinkt -, das Nervensystem wird stark getriggert, dadurch steigt das Stressempfinden, aber auch das Hormonsystem gerät aus der Balance (um ein paar Dysbalancen im Körper aufzuzählen).
Hier ist der Bohr-Effekt ein erster super Indikator, auch wenn dieser sehr subjektiv ist. Dennoch zeigt er sehr gut auf, wie gut die Toleranz von CO2 im Körper ist und ob eine ineffiziente Atmung vorliegt.
Mehr zum BOLT-Test und wie du deinen BOLT-Wert misst, liest du hier: BOLT-Test
3. Du atmest überwiegend in die Brust – statt ins Zwerchfell
Die Brustatmung, oft im Zusammenhang stehend mit der Mundatmung, oder einer dysfunktionalen, gestressten oder starken Nasenatmung, aktiviert Atemhilfsmuskeln, die nicht für die Atmung vorgesehen sind – Nacken, Schultern, obere Zwischenrippenmuskulatur.
Das führt langfristig zu Verspannungen, Fehlhaltungen und ineffizientem Gasaustausch.
Anatomisch korrekt:
Der Hauptatemmuskel ist das Zwerchfell. Es vergrößert bei der Einatmung den Raum in der Lunge, zieht sie nach unten – und sorgt für eine tiefe, ruhige Atmung, die dein System nicht nur mit Sauerstoff, sondern auch mit Stabilität versorgt.
Das gute ist. Die Zwerchfellatmung ist trainierbar. Und sie verändert nicht nur dein Atemmuster, sondern deine ganze Haltung.
4. Du gähnst oft, seufzt oder atmest schwer – ohne Grund
Gähnen und Seufzen sind oft unbewusste Regulationstechniken – dein System versucht, Spannung abzubauen.
Das geschieht besonders häufig bei chronisch dysfunktionaler Atmung: Der Körper kompensiert den Luft- und Gasaustausch, indem er reflexartig tiefer „durchschnauft“.
Diese Atemmuster sind jedoch Zeichen für eine tieferliegende Dysregulation – oft in Kombination mit Stress oder Reizüberflutung.
5. Beim Sprechen geht dir schnell die Luft aus
Wenn du beim Sprechen schnell atemlos wirst oder zwischen Sätzen Luft holen musst, liegt das selten an schlechter Kondition – sondern häufig an einem schlecht trainierten Atemsystem.
Dein Atemvolumen ist zu gering, dein Atemrhythmus zu hoch.
Sprache ist eng verknüpft mit Atmung – und damit mit dem Nervensystem.
Ein gut reguliertes Atemmuster lässt dich ruhig sprechen, ohne dass der Körper in Stress gerät.
6. Deine Atemfrequenz ist erhöht – auch im Ruhezustand
Eine gesunde Atemfrequenz in Ruhe liegt bei ca. 6–10 Atemzügen pro Minute.
Viele Menschen atmen in Ruhe 17–20 Mal – oft, ohne es zu bemerken.
Der Atem ist direkt mit dem Vagusnerv verbunden – dem Hauptnerv des Parasympathikus.
Eine langsame, sanfte, ruhige und tiefe (Zwerchfell) Atmung aktiviert diesen Nerv – sie signalisiert Sicherheit, Verbundenheit, Regulation.
Wenn du flach und schnell atmest, fühlt dein System sich bedroht. Das Reptilien-Gehirn (der Hirnstamm) schlägt sofort Alarm und versetzt das gesamte System in den Fight & Flight Modus und verändert entsprechend die gesamten physischen und psychischen Prozesse.
Kontrolliertes langsames Atmen signalisiert innere Sicherheit für einen balancierten Körper und Geist.
Was kannst du konkret tun? Die ersten Schritte
- Beobachte deinen Atem – 1 Minute lang.
Zähle deine Atemzüge. Atmest du durch die Nase? Wohin geht der Atem? - Mache den BOLT-Test – dein CO₂-Toleranz-Check.
Hier geht’s zum Artikel mit Anleitung - Trainiere deine Nasenatmung – auch in Bewegung.
- Stärke dein Zwerchfell – gezielt, ruhig, nachhaltig.
Kleine Übung: Lege hierzu deine Hände seitlich auf deine unteren Rippen, übe leichten Druck aus und atme sanft über die Nase gegen den Druck. - Vertraue deinem Atem – aber trainiere ihn. (zum 1:1 Training)
Atmung ist automatisch – aber nicht automatisch funktional.
Fazit: Du bist nicht „falsch“ – dein Atem ist nur angepasst.
Dysfunktionale Atemmuster entstehen oft durch Lebensumstände, Stress, Haltung, Prägungen.
Dein Körper kompensiert – und das ist zunächst ein Zeichen von Intelligenz. Aber jetzt ist es an der Zeit, vom Überleben ins echte Leben zu kommen. Der erste Schritt? Hinsehen. Hinspüren. Umtrainieren.
Wenn du tiefer einsteigen willst:
Ich begleite dich – einzeln oder in der Gruppe – durch
- Atem-Assessment & CO2 Toleranz-Training
- Zwerchfellaktivierung & Nasenatemtraining
- Regulation deines autonomen Nervensystems über die Atmung
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Dein Atem kann mehr. Und du auch.